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Catcalling ist #KeinKompliment
Nachpfeifen, Angaffen, anzügliche Blicke, sexistische oder sexualisierende Äußerungen: „Catcalling“, zu Deutsch etwa „Katzen-Rufen“, meint verschiedene Arten der Belästigung ohne Körperkontakt im öffentlichen Raum. Mit einer neuen Plakatkampagne informiert die Stadt Marburg über Catcalling und macht Hilfsangebote bekannt.
Was ist Catcalling?
Catcalling ist ein englischer Begriff und bedeutet übersetzt so viel wie Katzen-Rufen. Unter dem Begriff werden verschiedenste sexistische Verhaltensweisen gegenüber Menschen, vorwiegend weiblich gelesenen Personen, zusammengefasst. Catcalling bezeichnet vor allem unerwünschte, belästigende Äußerungen, die von einer fremden Person im öffentlichen Raum, beispielsweise beim Joggen, Vorbeigehen oder an Bushaltestellen, gemacht werden. Oft enthalten Catcalls eine sexualisierte Andeutung – das ist aber kein Muss.
Wer ist von Catcalling betroffen?
Catcalling geht fast ausschließlich von Männern aus und betrifft meist Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans, agender und weitere, queere Personen (FLINTA*). Das wird damit erklärt, dass im öffentlichen Raum ein (historisch gewachsenes und kulturell unterschiedliches) Ungleichgewicht von Macht zwischen Männern und FLINTA* besteht.
Auch wenn die Statistiken eine eindeutige Mehrheit in der Betroffenheit von FLINTA* belegen und damit ein gesamtgesellschaftliches Problem zeigen, gibt es auch männliche Betroffene, die genauso ernst genommen und unterstützt werden müssen.
Catcalling ist ein Problem, weil...
- Es mitunter starke negative Gefühle von Bedrohung und Unsicherheit auslöst
- Betroffene in ihrem Selbstwert geschädigt und oft dafür verantwortlich gemacht werden, dass sie Catcalling erlebt haben (sogenannte Schuldumkehr oder victim blaming)
- Es zu Einschränkungen im Alltag der Betroffenen führen kann, zum Beispiel bezüglich Kleidung, Auftreten und Bewegungsfreiheit
- Es traditioneller Rollenbilder bei FLINTA* Personen verstärken kann, zum Beispiel wenn sie öffentliche Räume meiden, an denen sie Catcalling erfahren haben
- Es oft normalisiert wird. Dies erzeugt eine innere Zerrissenheit bei Betroffenen und die Unklarheit: Darf ich mich wehren? Und wenn ja, wie?
- Es dauerhaften Stress und eine ständige Anspannung im öffentlichen Raum auslöst: Wann passiert es (wieder)? Wie reagiere ich?
Was kann ich tun, wenn ich Catcalling beobachte?
Es ist wichtig, bei Catcalling aktiv zu werden. Sexuelle Belästigung fühlt sich für die betroffene Person belastender an, wenn man erlebt, dass ein ganzes Umfeld einfach wegschaut. Schreiten Sie daher ein und behalten Sie dabei Ihre eigene Sicherheit und die der betroffenen Person im Blick:
- Schauen Sie hin / Beobachten Sie, was passiert.
- Nehmen Sie die Situation und die betroffene Person ernst.
- Bieten Sie Ihre Unterstützung an und stärken Sie die Person in ihrem Erleben.
- Aktivieren Sie andere umstehende Personen.
- Sprechen Sie ggf. die Person an, die Catcalling ausübt.
Ernst nehmen und nicht verharmlosen
Frauen, Mädchen und queere Menschen sollen sich unbefangen im öffentlichen Raum bewegen können, ohne Belästigungen ausgesetzt zu sein. Der Hinweis mancher Männer „Nimm es doch als Kompliment“ hilft leider nicht. Es ist wichtig, sich gegen Verharmlosung zu wehren und Catcalling ernst zu nehmen. Catcalling ist eine verbale sexuelle Belästigung und #keinKompliment.
Anlaufstellen bei Catcalling-Erfahrungen
Selbstbehauptung und Selbstverteidigung fördern